Liebe Leserinnen, liebe Leser,
Blähungen sind unangenehm und für viele Menschen alltäglich. Doch häufige oder chronische Blähungen können über längere Zeit die Struktur und Funktion des Beckenbodens beeinflussen und damit eine Kette an Beschwerden begünstigen, die bis in Rücken und Hüfte reichen und langfristig auch die Haltung verändern können.
Viele meiner Patientinnen und Patienten berichten von einem aufgeblähten Bauch, innerem Druck, Völlegefühl und gleichzeitig einem zunehmenden Gefühl von Instabilität im Becken oder Kreuzbeinbereich. Manche schildern eine verminderte Kontrolle beim Wasserlassen, andere ziehende Schmerzen im unteren Rücken. Auf den ersten Blick scheint das nichts miteinander zu tun zu haben – auf den zweiten Blick zeigt sich häufig ein Zusammenhang.
Der Darm als Drucksystem
Um zu verstehen, warum Blähungen den Beckenboden belasten können, hilft es, den Bauchraum als ein geschlossenes System zu betrachten. Der Darm liegt eingebettet zwischen Zwerchfell und Beckenboden. Beide Strukturen bilden nach oben und unten eine funktionelle Einheit.
Das Zwerchfell ist unser Hauptatemmuskel. Es bewegt sich bei jeder Ein- und Ausatmung nach unten und oben und erzeugt dadurch Druckschwankungen im Bauchraum. Der Beckenboden reagiert auf diese Bewegungen, indem er sich hebt und senkt, ganz rhythmisch im Einklang mit der Atmung. Probieren Sie es aus. Atmen Sie ganz bewusst und spüren Sie, wie sich Ihr Becken mitbewegt.
Dieses rhythmische Zusammenspiel von Zwerchfell, Darm und Beckenboden wird auch durch das umgebende fasziale Gewebe gehalten und unterstützt. Die Faszien übertragen Zug, Druck und Bewegung und sorgen dafür, dass sich die inneren Organe harmonisch miteinander bewegen können.
Kommt es nun zu einer vermehrten Gasbildung im Darm, verändert sich dieser innere Druckmechanismus. Die entstehenden Gase dehnen den Darm aus, erhöhen den intraabdominellen Druck (den Druck im Bauchraum) und hindern sowohl das Zwerchfell als auch den Beckenboden an ihrer natürlichen Beweglichkeit. Diese Druckerhöhung wirkt nicht isoliert auf den Darm, sondern breitet sich über die Faszien und das Bindegewebe auf die gesamte Bauchhöhle aus. Auch andere Organe stehen dadurch unter erhöhtem Druck.
Die Faszien, die den Darm mit dem Beckenboden und der Bauchwand verbinden, können auf diese Dauerbelastung nach meiner Erfahrung mit Spannungsverlust oder Verdichtung reagieren. Sie verlieren dann etwas an Elastizität und geben den Druck nicht mehr gleichmäßig weiter. Dadurch wird der Beckenboden zusätzlich in seiner dynamischen Funktion eingeschränkt und kann sich nicht mehr frei mitbewegen, sondern reagiert verzögert oder bleibt in einer ständigen Grundanspannung.
So entsteht eine Art „faszialer Rückstau“: Die Bewegung des Zwerchfells nach unten trifft auf ein Gewebe, das seine Gleitfähigkeit verloren hat. Der Druck verteilt sich nicht mehr harmonisch, sondern wirkt punktuell auf empfindliche Strukturen des kleinen Beckens. Langfristig kann das die Funktion des Beckenbodens beeinträchtigen.
Während das Zwerchfell nach oben gegen die Lunge ausweichen kann, bleibt dem Beckenboden nur der Weg nach unten – auch die Schwerkraft spielt eine Rolle. Diese wiederholte, chronische Druckbelastung kann über Wochen, Monate oder Jahre auf das feine Muskel- und Fasziensystem im Becken einwirken und nach meiner Erfahrung zu einer funktionellen Schwächung beitragen.
Der Einfluss der Atmung
Wer ständig unter Blähungen leidet, atmet unbewusst flacher. Das Zwerchfell hat durch die Gasansammlung im Darm weniger Bewegungsfreiheit, die Atmung verlagert sich in den Brustkorb.
Dadurch verliert der Beckenboden seinen natürlichen Rhythmus mit dem Zwerchfell. Der Druckausgleich, der normalerweise über die Atmung reguliert wird, bleibt aus. Langfristig kann diese Dysbalance zwischen Zwerchfell, Faszien, tiefer Bauchmuskulatur und Beckenboden bestehen bleiben. Doch eben sie bilden das Fundament unserer inneren Stabilität. Wird dieses System gestört, kann der Körper seine innere Mitte verlieren.
Sichtbare Folgen
Patientinnen und Patienten mit chronischen Blähungen zeigen häufig ähnliche körperliche Muster. Der Bauch ist vorgewölbt, die Lendenlordose (Hohlkreuz) verstärkt, das Becken leicht nach vorn gekippt, der Brustkorb häufig geweitet.
Der Körper versucht, den Überdruck im Bauch durch Veränderung der Statik zu kompensieren, indem sich die Hüftbeuger anspannen, der untere Rücken zieht nach vorn, die Bauchdecke verliert an Spannung, und der Beckenboden wird nach unten gedrückt. Diese unbewusste Kompensation ist anfangs hilfreich, kann aber langfristig zu Fehlspannungen und Schwäche führen. Der Beckenboden kann dann seine Haltefunktion für Blase und Organe weniger zuverlässig ausführen, was sich in Inkontinenz, Senkungsbeschwerden oder Schmerzen im Beckenbereich äußern kann. Auch andere Körperregionen wie Knie oder Füße können bei länger bestehenden Fehlspannungen mitbetroffen sein.
Weg mit dem Druck
Blähungen sind gelegentlich normal. Halten sie jedoch an, kann dies auf eine veränderte Verdauungsaktivität hinweisen. Häufig sind nach meiner Erfahrung eine unausgeglichene Mikrobiota, eine gestörte Darmmotilität oder Fehlgärungsprozesse beteiligt. Diese führen dazu, dass sich übermäßig Gase bilden, die nicht ausreichend abtransportiert werden können. Die Suche nach der Ursache chronischer Blähungen ist manchmal ein längerer Prozess und kann etwas Ausprobieren erfordern, um das Gleichgewicht im Bauchraum wiederherzustellen.
Hilfreich ist eine ganzheitliche Betrachtung: Ernährung, Darmflora, Atmung und Körperhaltung sollten zusammen gesehen werden. Ziel ist es, den inneren Druck zu regulieren, die Beweglichkeit des Zwerchfells zu fördern und das fasziale Gewebe im Bauchraum zu entlasten.
Was Sie selber tun können:
- angepasste Ernährung,
- Reduktion blähender Lebensmittel
- unverträgliche Lebensmittel weglassen
- ausreichende Trinkmenge
- Atmentherapie
- Bewegung
Diese Maßnahmen können nach meiner Erfahrung die Selbstregulation des Körpers unterstützen. Sie sind keine Heilversprechen, sondern Impulse, die helfen können, das innere Gleichgewicht zu fördern.
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